Löffingen: Präzisionsfirma auf Wachstumskurs - Donaueschingen & Umgebung - Schwarzwälder Bote

2022-09-24 06:07:22 By : Ms. Mini An

Wachstum: Unternehmen auch in den USA aktiv / Drehteileproduzent bei Los Angeles übernommen

Weiter auf Wachstumskurs befindet sich der Löffinger Präzisionsdrehteilehersteller WST, der jetzt auch in Nordamerika ein Standbein hat.

Löffingen. Der größte Arbeitgeber Löffingens hatte schon länger mit einem Engagement in den USA geliebäugelt. "Auch der Markt in China ist für das Unternehmen hochinteressant", erklärte Geschäftsführer Alexander Beck im Gesprächmit Blick darauf, dass die Automobilkonzerne an ihren Produktionsstandorten im Ausland auch gerne auf die Präsenz der Zulieferindustrie setzen. Nun hat man sich erst einmal dem Amerikageschäft gewidmet, und jüngst hat WST in Kalifornien die Firma "GB CNC, LLC" mehrheitlich übernommen.

Der deutsche Aussiedler aus dem Schwabenland, Gustav Bonse, hatte in der Nähe von Los Angeles dieses kleine Unternehmen einst mit zehn Mitarbeitern aufgebaut und produziert Produkte für die Luft- und Raumfahrttechnik. "Die Internationalisierung sieht WST als wichtigen Entwicklungschritt, Standorte wurden in USA, China und Mexiko in Betracht gezogen. Es war der Wunsch der Kunden, die Priorität auf den amerikanischen Markt zu legen", so Geschäftsführer Alexander Beck.

Mit der Übernahme des amerikanischen Produzenten "GB CNC, LLC" mit Sitz in Fountain Valley und einem Jahresumsatz von rund zwei Millionen Dollar habe man einen optimalen Einstieg in einen der größten Märkte weltweit gefunden. "Die Produktionsstätte firmiert nun als Tochtergesellschaft der WST", unterstreicht Alexander Beck. Neben dem erfahrenen Team sei die identische Maschinen- und Technologieausstattung beider Unternehmen ein weiterer Vorteil, um der Kundschaft in den USA einen Mehrwert bieten zu können. Nicht unwesentlich sei der deutsche Führungsstil, den Gustav Bonse weiterhin betreibt.

Rasant hat sich das Unternehmen WST entwickelt. Im Jahr 2016 wurde der Erweiterungsbau in Löffingen eingeweiht. Es war der zehnte Erweiterungsbau, in den rund elf Millionen Euro investiert wurden. Derzeit stellen über 500 Mitarbeiter Hochpräzisions-Fräs- und Drehteile im Drei-Schichtbetrieb her. 2014 wurde in Hüfingen ein weiteres Werk mit zehn Mitarbeitern eröffnet. Für das derzeitige Großprojekt, die Produktion von Nockenwellen für VW, wurden in Löffingen 16 neue Maschinen angeschafft. Parallel dazu werden Neuentwicklungen vorangetrieben. So plant man in der zweiten Jahreshälfte, die Baugruppen im Motorbereich komplett selbst herzustellen.

"Die Auftragslage ist gut, die Auftragsanfragen nehmen zu", bestätigt auch Geschäftsführer Georg Willmann. Mittelfristig werde eine Umsatzsteigerung im dreistelligen Bereich anvisiert. Das neue US-amerikanische Werk soll stetig erweitert werden. Hier strebe man ein Umsatzvolumen von derzeit zwei Millionen auf zehn Millionen Euro an.

Eine Erweiterung im interkommunalen Gewerbegebiet in Löffingen ist derzeit nichtgeplant, zumal hier für den Betrieb wegen der Stromleitungen Zusatzkosten zu Buche schlagen würden. Eine Erweiterung in Hüfingen habe man auf jeden Fall noch in der Hinterhand.

Seit Mai 2016 ist Cathy Capital, eine französische Beteiligungsgesellschaft, Mehrheitseigentümer von WST. Dabei verlässt sich der Finanzinvestor voll und ganz auf das Können der drei Geschäftsführer Alexander Beck, Heiko Eisele und Georg Willmann. "Löffingen und Hüfingen sind völlig autark für das operative Geschäft der Holdingfirma, die uns bei den USA Plänen optimal unterstützt hat", so Alexander Beck.

Ausbildungsakademie: Um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, hat WST eine eigene Ausbildungsakademie vor einigen Jahren ins Leben gerufen. Erfreulicherweise, so informiert Ausbildungsleiter Nicola Scrabel, bleiben 80 Prozent der Ausgebildeten dem Betrieb erhalten. Ausgebildet werden Zerspanungsmechaniker, Maschinen- und Anlageführer, aber auch im kaufmännischen Bereich wird ausgebildet, ferner werden duale Studiengänge angeboten. Hinzu kommen interne Schulungen durch externe Experten, die zum einen Unterstützung auch in Sprachen-, IT- oder Zeichnungskursen geben oder auch für Betriebswirte oder Techniker werben. Derzeit sind 35 Azubis in den unterschiedlichen Bereichen bei WST beschäftigt.

Integration: Als vorbildlich könnte man die Integration bei WST bezeichnen. 70 Prozent der Beschäftigten haben einen Migrationshintergrund. "Flüchtlinge können für die Gesellschaft ein Gewinn sein", ist Geschäftsführer Georg Willmann überzeugt. Sie könnten dem Fachkräftemangel entgegenwirken. 20 Nationen arbeiten bei WST Hand in Hand. "Hier wird Integration gelebt", weiß auch der Betriebsratsvorsitzende Aytac Er. Auch Flüchtlinge sind bei WST willkommen, so hatte Georg Willmann bei der großen Flüchtlingswelle spontan zehn Plätze angeboten. Zwei Syrer und ein Mann aus Gambia hatten 2016 gleich einen Arbeitsvertrag unterschrieben.

Von Null auf 500: Eine Erfolgsgeschichte ist WST, wenn man die Anfänge mit heute vergleicht. 1993 waren die Ursprünge in Eisenbach in der Garage von Georg Willmann, der mit Schleifen von Werkzeugen auf 50 Quadratmeter sich selbstständig gemacht hatte. Der Weg führte übers Prausegebäude in Löffingen 1999 ins interkommunale Gewerbegebiet. Firmeninhaberin Sabine Willmann eröffnete eine Fertigungshalle, Lagerraum und Büro von 1200 Quadratmeter. Heute sind auf der Fläche von 20 000 Quadratmeter 500 Mitarbeiter beschäftigt. Das damalige Material war hauptsächlich Stahl, heute ist es Aluminium und rostfreier Stahl, welcher schwierig zu bekommen ist,

Eigene Kantine: Am 1. März 2016 ging ein weiterer Wunsch der WST-Familie in Erfüllung, die Eröffnung der Betriebskantine "Zum Backenfutter". Das Essen wird täglich frisch von einem Caterer in Donaueschingen gekocht und angeliefert. Teilweise werden die Beilagen auch vor Ort in einer Küche zubereitet. 70 Besucher haben hier Platz, die Kantine ist auch für Nichtmitarbeiter geöffnet. Mit der Betriebskantine wollte man den Mitarbeitern auch eine Wohlfühlatmosphäre und einen Kommunikationstreff schaffen.