Pole Machine: CNC-gefrästes Super-Enduro aus Finnland

2022-09-24 06:07:11 By : Mr. James Zhang

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Die finnische Firma Pole Bicycles war in den letzten Monaten in aller Munde: Bekannt geworden sind die Finnen bisher vor allem durch ihre Evolink-Modelle, die mit einer extrem langen Geometrie und steilem Sitz- und flachem Lenkwinkel aus der Masse hervorzustechen wussten. Nach dem öffentlichkeitswirksamen Einstampfen ihres Carbon-Projekts kommt nun das Pole Machine: Ein 29″ Super-Enduro mit einem absolut ungewöhnlichen, aus dem Vollen gefrästen Aluminium-Rahmen. Natürlich verfügt es über die Pole-typische Geometrie und weist einige neue Features und Verbesserungen auf. Der Rahmen kann ab sofort vorbestellt werden – wir haben erste Infos.

Preise: Rahmenset: 3.450 € (UVP) | Komplettbike: 6.950 € (UVP)

Pole Bicycles ist eine kleine Firma aus dem im hohen Norden gelegenen Finnland. Doch trotz der dezentralen Lage und geringen Größe schlägt das Unternehmen große Wellen in der Mountainbike-Branche. Schuld daran ist Poles absolutes Bekenntnis zu Bikes mit Geometrien, die man nur als extrem bezeichnen kann – in anderen Worten: lang und flach! Doch auch sonst nehmen die Finnen kein Blatt vor den Mund und sprechen sich offen gegen viele in der Industrie weitgehend verbreiteten Vorgehensweisen aus, wie zum Beispiel die Verwendung von Carbon, Fertigung in Fernost oder die mehr oder weniger gleichbleibenden Fertigungsmethoden.

Mit dem nun erschienen Pole Machine unterstreichen sie diese Haltung nochmals dick mit Edding: Hauptrahmen und Hinterbau bestehen jeweils aus drei Teilen, die komplett aus hochfesten 7075 T6-Aluminiumblöcken gefräst werden. Wie lange die Bearbeitung dauert? Dazu hält Pole sich bedeckt, gibt jedoch an, Anfang 2018 an einem geheimen Standort in Finnland mit der Massenproduktion starten zu können. Anschließend werden die Einzelteile in Jyväskylä zusammengeklebt und im Pole-Werk selbst kontrolliert. Als Gründe für die mehr als ungewöhnliche Fertigungsmethode gibt Pole an, dass es ihnen damit zum einen möglich ist, die Wandstärke der Einzelteile genau zu kontrollieren, während Hydroforming-Prozesse lediglich mit Richtwerten arbeiten. Zum anderen finden sie die Arbeit mit Aluminium schneller, sauberer und vor allem menschlicher als die mit Carbon. Außerdem könnten sie die genauen Steifigkeiten des Rahmens an allen Stellen berechnen, wohingegen man bei Carbon mit Überschlagsrechnungen und Annahmen arbeiten würde.

Das Pole Machine rollt, wie auch einige Versionen des Vorgänger Evolink schon, auf großen 29″ Laufrädern, verfügt mit 160 mm am Heck und 180 mm an der Front, aber über mehr Federweg. Die Geometrie besteht wie bei Pole üblich aus einem langen Reach von bis zu 535 mm, flachen 63,9° Lenkwinkel, steilen 78° Sitzwinkel und ein um 20 mm abgesenktes Tretlager. Im Vergleich zum Pole Evolink soll das Machine zudem leichter, stabiler und schneller sein – Begriffe, für die die Marketingabteilungen vieler Fahrrad-Hersteller wohl bereits ein Tastatur-Kürzel einprogrammiert haben. Laut Pole treffen die Aussagen für das Machine jedoch definitiv zu – außerdem soll es sich trotz der extremen Geometrie und des massiven Federwegs noch leichter fahren lassen als der Vorgänger. Das Rad wurde ebenfalls von Pole-Chefdesigner Leo Kokkonen (dem Entwickler des Huck Norris-Reifeninserts) entworfen, der von der Kinematik bis zum Herstellungsprozess alles in Eigenregie durchentwickelt hat.

Innenverlegte Züge sind zwar schön, können jedoch echte Kopfschmerzen bereiten, wenn es ums Erneuern der Leitungen geht. Deshalb werden alle Züge am Pole Machine außen verlegt, verlaufen allerdings in unauffälligen Einkerbungen im Rahmen. Einzige Ausnahme ist das Kabel der Vario-Sattelstütze, das unten im Sitzrohr verschwindet. Um längere Variostützen unter zubekommen, setzen Pole zudem auf ein asymmetrisches Rahmen-Design – der Dämpfer sitzt also nicht mittig und ist von einer Seite offen zugänglich. Der Hinterbau lässt Platz für 3,0″ breite Reifen, die bei dem gedachten Einsatzzweck des Super-Enduros jedoch eher nicht verbaut werden. Stattdessen bedeutet es, dass man sich wohl keine Sorgen um ein vom Schlamm blockiertes Hinterrad machen muss. Wer auf seinen Ausfahrten oft sehr durstig wird, kann bis zu drei Trinkflaschen am Rahmen unterbringen und deshalb möglicherweise auf einen Rucksack verzichten.

Die Massenproduktion des Pole Machine soll zwar erst Anfang 2018 anlaufen, am heutigen “Black Friday” wird allerdings eine Vorbestellungs-Kampagne starten. Die Rahmen werden zunächst lediglich in Raw-Optik ausgeliefert, also ohne Lack, was dank der gleichmäßigen CNC-Oberfläche problemlos möglich und schick sein soll.

Pole weiß zu polarisieren – nicht nur durch die Geometrie, sondern auch durch eine ungewöhnliche Fertigungsmethode. Es gab in der Vergangenheit schon Versuche, ganze Fahrradrahmen CNC-fräsen, 3D drucken oder gießen zu lassen – Pole bringen jedoch mittlerweile einiges an Erfahrung mit sich und haben eine solide Fangemeinde. Es spricht also nichts dagegen, dass das Pole Machine zur Erfolgsgeschichte werden könnte. Pole selber scheinen zuversichtlich zu sein, denn sie planen nach eigener Aussage bereits ein 200 mm Downhill-Bike, das Isak Leivsson im Weltcup pilotieren soll, ein 140 mm Trailbike und ein E-Bike – alles auf derselben Basis wie das Machine.

Was ist eure Meinung zum Pole Machine? Seid ihr schonmal so ein langes Rad gefahren?

Website: www.polebicycles.com Text & Redaktion: Gregor Sinn | MTB-News.de Bilder: Pole Bicycles

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